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Ängste & Trigger: Wie du sensibler mit Betroffenen umgehen kannst und was meine Erfahrungen dabei sind.

Welche Ängste und Trigger belasten Menschen mit einer schweren Diagnose? Erfahre, wie du Betroffene sensibler unterstützen kannst – und was mir wirklich geholfen hat.

Wichtiger Hinweis: Ich bin keine Ärztin oder Coachin, sondern teile lediglich meine persönlichen Erfahrungen. Bitte ziehe bei gesundheitlichen Fragen immer eine professionelle Beratung hinzu.

Innere Auseinandersetzung mit Ängsten und Triggern während meiner Krankheit.

Innere Auseinandersetzung mit Ängsten und Triggern während meiner Krankheit.

Jede gesundheitliche Herausforderung bringt nicht nur körperliche, sondern auch immense emotionale Belastungen mit sich. Während meiner Reise durch die Diagnose und Behandlung meines Borderline-Tumors hatte ich mit vielen Ängsten und Triggern zu kämpfen – oft ausgelöst durch gut gemeinte, aber unbedachte Worte oder Situationen, die mich tief verunsicherten. In diesem Artikel teile ich meine Erfahrungen, um mehr Bewusstsein dafür zu schaffen, wie man als Außenstehender sensibler mit Betroffenen umgehen kann. Außerdem zeige ich Wege auf, die mir geholfen haben, mit diesen Belastungen besser umzugehen.

Welche Ängste & Trigger mich besonders belastet haben

🔹 Was denken andere von mir?
Die ständige Angst, wie mich andere wahrnehmen, hat mich stark beschäftigt. Werde ich jetzt anders behandelt? Bin ich "die Kranke"? Solche Gedanken haben mein Selbstbild beeinflusst und mir das Gefühl gegeben, mich rechtfertigen oder stark sein zu müssen, selbst wenn ich es nicht war.

🔹 Bin ich als Frau weniger wert?
Der Gedanke, dass meine Weiblichkeit durch die Diagnose infrage gestellt werden könnte, war schmerzhaft. Die Gesellschaft verknüpft das Frausein oft mit Fruchtbarkeit und Unversehrtheit – beides war plötzlich bedroht.

🔹 Große Gruppen & Feiern
Ich fühlte mich oft unwohl in großen Gruppen, weil ich das Gefühl hatte, nicht „mithalten“ zu können. Feiern, die mir früher Freude bereiteten, wurden plötzlich zur Herausforderung, weil ich mich innerlich distanziert fühlte.

🔹 Flapsige oder unwissende Fragen
Unüberlegte Kommentare wie „Ach wie cool, wann startet deine Chemo?“ oder „Das wird schon wieder, bleib positiv!“ haben mich verletzt. Sie zeigen, dass viele nicht verstehen, dass nicht jede schwere Diagnose automatisch eine Chemo bedeutet – und dass "positiv bleiben" nicht einfach eine Entscheidung ist.

🔹 Freude über Schwangerschaften
Während ich selbst mitten in einem intensiven Kinderwunsch-Prozess steckte, fühlte sich die unbeschwerte Freude anderer über ihre Schwangerschaften wie ein Stich ins Herz an. Ich gönnte es ihnen – und gleichzeitig erinnerte es mich an das, was für mich unerreichbar schien.

🔹 „Wie geht es dir?“ – Die Zwickmühle der Antwort
Diese Frage ist gut gemeint, aber oft schwierig zu beantworten. Soll ich ehrlich sein? Soll ich es für andere einfacher machen und „Alles gut“ sagen? Viele Betroffene fühlen sich dadurch unter Druck gesetzt, ihre wahren Gefühle zu verstecken.

Ein starkes Street-Art-Motiv mit der Botschaft 'I wanna grow up' – ein Ausdruck von Hoffnung, Veränderung und persönlichem Wachstum.

Street Art: 'I wanna grow up' – ein Symbol für den Wunsch nach Entwicklung und neuen Perspektiven.

🔹 Zu viele Fragen
Dauernde Fragen nach meinem Gesundheitszustand, Behandlungen und Prognosen haben mich oft zusätzlich gestresst. Nicht, weil ich das Thema vermeiden wollte – sondern weil es sich manchmal anfühlte, als müsste ich für andere meine ganze Geschichte noch einmal durchleben.

🔹 Egoistische Freunde
Manche Menschen behandelten mich nicht als Freundin, sondern als „Projekt“. Sie wollten „helfen“, aber oft mehr für ihr eigenes Wohlbefinden als für meins. Dadurch fühlte ich mich nicht als gleichwertige Person, sondern als „Fall“, um den sie sich kümmern konnten.

🔹 Googlen & sich selbst verrückt machen
Anfangs war mein erster Reflex, alles zu googeln. Doch das hat mich oft mehr verwirrt als geholfen. Horror-Geschichten, unspezifische Prognosen und unzählige Ratschläge führten dazu, dass meine Ängste sich verstärkten.

🔹 Kein Austausch mit anderen Betroffenen
Was mir lange fehlte, war der Austausch mit anderen, die Ähnliches durchgemacht haben. Es ist ein großer Unterschied, ob jemand aus Mitleid zuhört oder aus echter Empathie, weil er/sie selbst diese Herausforderungen erlebt hat.

Was mir geholfen hat, mit Ängsten & Triggern umzugehen

💡 1. Spazieren & Hörbücher
Rausgehen, frische Luft schnappen und gleichzeitig den Kopf mit einem guten Hörbuch füllen – das war eine meiner besten Strategien, um mich zu beruhigen und den Stress loszulassen.

📖 2. Tagebuch schreiben
Meine Gedanken niederzuschreiben hat mir geholfen, Klarheit zu gewinnen. Ich konnte meine Emotionen ordnen, ohne sie jemandem erklären zu müssen.

🗣 3. Mit bewussten Menschen sprechen
Nicht jeder kann mit schweren Themen umgehen. Ich habe gezielt Menschen in mein Leben gelassen, die wirklich zuhören konnten – ohne mir vorschnelle Lösungen oder Ratschläge aufzudrängen.

🚧 4. Meine Grenzen definieren & äußern
Zu lernen, „Nein“ zu sagen und meine Grenzen klar zu kommunizieren, war ein großer Schritt. Das hat mich vor Überforderung geschützt und mir ermöglicht, meine Energie gezielt einzuteilen.

Straßenbild mit einer Spurverengung – ein visuelles Symbol für Veränderungen, Herausforderungen und den Übergang in eine neue Richtung.

Eine Straße, die plötzlich einspurig wird – manchmal führt das Leben uns auf neue, unerwartete Wege.“

🔍 5. Mehrere medizinische Meinungen einholen
Das Einholen verschiedener Perspektiven von Fachleuten hat mir geholfen, informierte Entscheidungen zu treffen. So konnte ich Vertrauen in meine Behandlungen entwickeln, anstatt mich von Unsicherheiten leiten zu lassen.

📅 6. Alle Termine selbst organisieren
Ich habe mich bewusst entschieden, meine Arzttermine selbst zu koordinieren. Das gab mir ein Gefühl von Kontrolle und half mir, Struktur in den Prozess zu bringen.

💊 7. Nahrungsergänzungsmittel & gesunde Ernährung
Ich habe mich intensiv mit dem Thema Ernährung und Vitalstoffe beschäftigt, um meinen Körper bestmöglich zu unterstützen. Das hat mir nicht nur physisch, sondern auch mental geholfen.

💆‍♀️ 8. Therapie als wichtiger Anker
Therapie war für mich ein geschützter Raum, in dem ich meine Ängste offen ansprechen konnte. Diese Unterstützung hat mir geholfen, emotionale Stärke zu entwickeln.

🔬 9. Recherche zum „gesunden Leben“
Ich habe mich intensiv mit dem Thema gesunde Lebensweise beschäftigt – aber bewusst darauf geachtet, mich nicht von Informationen überwältigen zu lassen.

Fazit: Mehr Sensibilität hilft Betroffenen enorm

Jeder Mensch geht anders mit einer schweren Diagnose um. Doch eines haben wir alle gemeinsam: Unbedachte Worte und falsche Annahmen können zusätzlichen Schmerz verursachen.

💡 Wenn du jemanden kennst, der eine schwierige Zeit durchmacht, sei sensibel in deiner Kommunikation. Manchmal ist einfach da sein viel wertvoller als viele Worte.

Was hilft dir, mit schwierigen Situationen umzugehen? Teile mir deine Erfahrungen mit!

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